Seit er sein Leben mit einem Tier teilt

Ein halbes Jahr nach seinem 75. Geburtstag legt Bodo Kirchhoff ein leises Alterswerk vor, in dem er sich auf der Höhe seines Schaffens zeigt. Es ist einer seiner besten, vielschichtigsten und kunstvollsten Romane geworden.  Entzückt lässt man sich von der Geschichte um einen alten, vereinsamten, herzkranken Hollywood-Star, in dessen erstarrtes Leben unerwartet zwei Frauen einbrechen, fortziehen, verführt vom Klang einer elastischen, sinnlich-weichen Sprache – und wacht nach ein paar Tagen der Lektüre als ein anderer auf.  Vier Tage vor dem Höhepunkt des Sommers, dort, wo sich Louis Arthur Schongauer, einst düsterer Deutscher in Hollywood-Filmen, nach dem Tod seiner Frau zurückgezogen hat - jetzt will er nur noch mit seiner Hündin leben, inmitten alter Oliven oberhalb des Gardasees. Doch dann strandet eine Reisebloggerin beim Wenden in seiner Zufahrt, und am nächsten Tag erwartet er eine Autorin, die ihn mit einem Porträt aus der Vergessenheit holen will: zwei Frauen mit Gespür für die Wunden in seinem Leben. Umso wichtiger wird ihm nun sein Tier, für das es nur ein Hier und Jetzt gibt … In Bodo Kirchhoffs neuem Roman geht es um die Sehnsucht nach dem Menschen, der uns erkennt, und die Abgründe, die sich auftun, wenn wir dieser Sehnsucht folgen.  Das Ende ist ambivalent, uneindeutig, enigmatisch. Schongauer wurde erschüttert und ist ein Verwandelter. Er ist jetzt müde und will schlafen. Nur das weiss er.


Bodo Kirchhoff: Seit er sein Leben mit einem Tier teilt. 

dtv Verlagsgesellschaft, 2024. 

12. April 2024

Bodo Kirchhoff

Geboren 1948 in Hamburg, lebt heute in Frankfurt am Main und am Gardasee. Er studierte an der Universität Frankfurt Pädagogik und promovierte über Lacan. Nach kurzer Tätigkeit als Heilpädagoge sattelte Kirchhoff bald um auf eine Tätigkeit als freier Schriftsteller, als er einen ersten Vertrag mit dem Suhrkamp-Verlag erhielt. Viele seiner zahlreichen Romane beschäftigen sich mit der Organisation von Intimität, etwa der Freundschaftsroman "Eros und Asche“ oder die Paar- und Liebesromane "Wo das Meer beginnt" und zuletzt sein großartiges Meisterwerk "Die Liebe in groben Zügen". Ein Roman unter anderem über „die unstillbare Sehnsucht nach Liebe: die einzige schwere Krankheit, mit der man alt werden kann, sogar gemeinsam“, den ein Kritiker als ein Liebesbrevier für Fortgeschrittene bezeichnete. Im Herbst 2014 erschien sein Roman "Verlangen und Melancholie“ und wurde einhellig als großes Werk gefeiert.  Mit seinem Werk „Widerfahrnis“ erhielt  Kirchhoff 2016 den Deutschen Buchpreis.

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